Die Welt wird grüner. Warum interessiert es keinen?
Mit dem Anstieg der CO2 Konzentration stieg die planetare grüne Vegetation um 14 Prozent. Von Matt Ridley für www.Spectator.co.uk, 22. Oktober 2016
Das globale Ergrünen ist der Name für ein graduellen, aber umfassenden Anstieg der günen Vegetation auf dem Planeten, der in den letzten drei Jahrzehnten ablief. Die Klimawandellobby ist versessen darauf, dass niemand davon hört, allenfalls darf man wissen, dass es eine Nebensächlichkeit ist, die von den Gefahren der globalen Erwärmung in den Schatten gestellt wird. Tatsächlich aber könnte es am Ende genau anders herum sein: Das Ergrünen ist stärker als die Erwärmung.
Das ganze ist eine Geschichte, bei der ich sowohl verunglimpft als auch bestätigt wurde. Vor vier Jahren stolperte ich über im Internet über das Video einer Vorlesung von Ranga Myneni von der Universität von Boston, in der er eine geniale Satellitenanalyse präsentierte. Er zeigte auf, wie sehr der Planet grüner wurde und wie wenig er nur brauner wurde. Tatsächlich stieg die grüne Vegetation des Planeten in den letzten 30 Jahren um erstaunliche 14 Prozent. Er sagte, dies gälte für alle Vegetationstypen – von den tropischen Regenwäldern bis zur arktischen Tundra.
Was aber war verantwortlich für diese ökologisch gute Nachricht? Die Hälfte des Ergrünens erklärte er mit dem wachsenden CO2 Anteil in der Atmosphäre – und nicht mit sagen wir, der Verwendung von Kunstdünger, wärmeren Temperaturen oder steigenden Regenfällen. Das Rohmaterial sind CO2 und Wasser, aus denen Pflanzen mit Hilfe von Sonnenlicht Kohlenhydrate herstellen. Daraus folgt die logische Ableitung, dass die höhere Konzentration den Pflanzen beim Wachstum hilft.
Ich war völlig baff von Mynenis Zahlen. Ich wusste, dass tausende Experimente gab, bei denen der CO2 Anteil in der Luft erhöht wurde, um dann herauszufinden, dass Getreide oder wilde Ökosysteme besser wachsen. Ich wusste auch, dass kommerzielle Gewächshausbetreiber routinemässig die CO2 Konzentration in ihren Häusern auf das Doppelte des Normalen erhöhen, da die Tomaten dann schneller wachsen.
Ein weltweiter Effekt des CO2 Anstiegs auf die Gesamtmenge der Vegetation aber wurde so weit ich weis noch nicht gemessen – bis jetzt. Als ich darüber schrieb war es einer der ersten nichtwissenschaftlichen Artikel zu den Satellitenbeweisen für das globalen Ergrünen. Aber wie ich lernen musste war der Markt für diese gute Nachricht nicht allzu groß. Im Internet schlug mit der trockene Hohn der üblichen Klimamärchenerzähler entgegen, aber selbst die mussten zugeben, dass es „faktisch zutreffend“ ist.
Myenis Ergebnisse wurden dann endlich vor sechs Monaten veröffentlicht – nachdem der große Klimazinober in Paris vorüber war. Seine Ergebnisse haben sich als noch stärker erwiesen, als er in seiner ersten Vorlesung vermutete. Nun meint er, das fast drei Viertel des stärkeren Wachstums auf das CO2 zurückzuführen ist – nicht nur die Hälfte. Wie der Hauptautor des Artikels Zaichun Zhu von der Universität von Peking meinte entspricht die zusätzliche Vegetation der doppelten Größe des US Festlandes. Ich finde das ist ein ziemlich dicks Ding. Ein neuer Kontinent voller grüner Vegetation – und das in nur einer menschlichen Generation.
Allerdings ist das Thema so kontrovers, dass sogar Dr. Myneni es für notwenig hielt, mich für die Verbreitung seiner Forschungsergebnisse zu kritisieren. Ende letzten Jahres sagte er es sei falsch von mir gewesen zu behaupten, die CO2 Düngung sei „verantwortlich für das Ergrünen der Welt“. Und das von einem Mann, der ein paar Monate später sagen wird: „Die CO2 Düngung erklärt 70 Prozent des Ergründungstrends.“ Der Klimaökonom Professor Richard Tol kommentierte es mit: „Der neue Aufsatz bestätigt, was Matt Ridley und andere die ganze Zeit schon sagten – und doch verdienen sie es offenbar, dafür gescholten zu werden.“
Im Jahr 1908 hat der Nobelpreisträger und Vater der Treibhaustheorie Svante Arrhenius prognostiziert, dass genau das irgendwann passieren wird. Er schrieb:
„Mit dem Einfluss des ansteigenden Anteils an CO2 in der Atmosphäre können wir auf Zeiten hoffen, in denen gleichmässigere und bessere klimatische Bedingungen herrschen.
[Die Erde] wird weit mehr Getreide hervorbringen können als heute, was dem Wohlstand der sich rapide vergrößernden Menschheit zugute kommen wird.“
Genau das ist der Fall. Und aus Perspektive des Umweltschutzes ist es vielleicht die beste Nachricht überhaupt.
Bislang waren die Vorteile des globalen Ergrünens bei weitem größer als erwartet, während die Kosten der globalen Erwärmung bei weitem kleiner waren als erwartet und der Preis für die Reduktion der CO2 Emissionen war bei weitem höher als erwartet. Zumal dieser Preis die Armen viel mehr belastet als die Reichen. Die Faktenlage deutet darauf hin, dass dieses Ungleichgewicht für die längste Zeit dieses Jahrhunderts und viellecht darüber hinaus bestehen bleiben wird. Es ist an der Zeit nochmal darüber nachzudenken.