Ist der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom, an einem Völkermord beteiligt? Das behauptet zumindest ein amerikanischer Ökonom. Hunderte tote Äthiopier aus den vergangenen Jahren sollen auf das Konto des ehemaligen Außenministers gehen.
Die britische Tageszeitung „The Times“ berichtet von dem schweren Vorwurf des Völkermords gegen Tedros Adhanom Ghebreyesus (55), den Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In seiner Zeit als Außenminister Äthiopiens soll er vor allem zwischen 2013 und 2015 Massenmord und Folter durch seine Sicherheitskräfte unterstützt haben.
Der amerikanische Ökonom David Steinman fordere daher eine Verurteilung Tedros‘ in Den Haag (Niederlande). Der habe die Anschuldigung jedoch scharf von sich gewiesen.
Tod hunderter friedlicher Demonstranten unter Tedros Adhanom
Der 55-Jährige sei demnach einer von drei „bedeutenden Entscheidern“ gewesen, die unter anderem bewusst über die Verfolgung verschiedener Stämme des Vielvölkerstaates hinweg gesehen hätten. Dies seien „systematische Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ gewesen, so Steinman.
Ende 2015 kam es zu beispiellosen Protestbewegungen im gesamten Land. Die Sicherheitskräfte unter Tedros‘ Führung sollen damals rund 500 friedlich protestierende Menschen getötet haben. Bereits vor einigen Wochen wurde der Generaldirektor beschuldigt, in Verbindung mit der Tigray People’s Liberation Front (TPLF), einer regierungsfeindlichen Volksbefreiungsbewegung, zu stehen.
Tedros Adhanom: Keine Beweise für Beziehung zu Heimatpartei
Seit der demokratische Politiker Abiy Ahmed 2018 zum Ministerpräsidenten des Landes gewählt wurde, nimmt der Konflikt zwischen der Regierung in der Hauptstadt Addis Abeba und der TPLF in der Verwaltungsregion Tigray stetig zu. 25 Jahre lang dominierte die Volksbefreiungsfront das gesamte Land, wurde jedoch nach der Amtsübernahme Abiys aus der Regierung gedrängt.dpa/Nariman El-Mofty/AP/dpa Eine Frau, die vor dem Konflikt in der äthiopischen Region Tigray geflohen ist, steht mit ihrem Baby vor ihrer vorübergehenden Unterkunft im Flüchtlingslager „Umm Rakouba“ im Sudan. Die äthiopische Regierung hatte vor fast einem Monat eine Offensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) gestartet, die die Region lange dominiert hatte.
Tedros liefere demnach Waffen in seine Heimat Tigray, so die Behauptung des Militärgenerals Äthiopiens, Birhanu Jula. Gestützt auf diese Aussage habe Steinman nun eine Strafverfolgung beantragt, die zunächst jedoch vom Gericht in Den Haag bewilligt werden müsse. Der ehemalige Außenminister hätte in seiner politische Verantwortung versagt und keine Kontrolle über die Taten der eigenen Sicherheitskräfte gehabt.
Tedros selbst verwies bereits nach den Anschuldigungen Julas darauf, dass er einzig und allein auf „der Seite des Friedens“ stehe. Beweise für die Behauptungen gebe es demnach nicht. Ob es zu einem Verfahren wegen Völkermordes kommt, ist bislang unklar.